599
geschah im Jahr 271, nachdem Dacien hundert und fünf und sechzig
Jahre eine römische Provinz gewesen war.
Nachdem das Reich von dieser Seite beruhigt war, glaubte der
Kaiser, einige Usurpatoren, die noch von des Gallienus Zeit her in
den Provinzen herrschten, unterdrücken zu müssen, um die Einheit des
Reichs wieder heczustellen. Ueber Gallien, Spanien und Britannien
herrschte noch Tetricus, im Morgenlande Zenobia, die geistvolle
und schöne Gemahlin des Odenathus, welche seit dessen Tode im I.
267 als Königin in Palmyra, einer durch Karawanenhandel reichen
und durch griechische Kunst und Bildung blühenden Stadt, über Sy-
rien, Aegypten und einen Theil Kleinasiens herrschte. Gegen sie zog
Aurelianus zuerst im I. 273. Ihre Truppen wurden vom Kaiser bei
Antiochien und Emesa geschlagen, sie selbst in Palmyra belagert.
Nach einer tapfern Bertheidigung mußte sich die Stadt ergeben. Ze-
nobia war aber vor der Uebergabe auf einem Dromedar entflohen und
eilte nach Persien, wurde aber von nachgeschickten Reitern eingeholt
und vor den Kaiser geführt. Die Soldaten verlangten ihren Tod,
Aurelianus aber hielt es unter seiner Würde, ein unschädliches Weib
zu tödten, befahl hingegen die Männer hinzurichten, auf welche Zeno-
bia die Schuld ihres Widerstandes schob. So ließ sie ihre treuesten
Diener und Freunde, unter ihnen auch den geistreichen griechischen
Weltweisen Longinus"), zum Tode führen. Der Kaiser führte sie
mit allen ihren Schätzen nach Rom. Da sich aber die Palmyrener nach
seinem Abzüge empörten, so ließ er alle Einwohner niederhauen und
die prachtvolle Stadt zerstören. Spater wurde sie wieder bewohnt,
aber 744 durch die Sarazenen zum zweiten Male zu einem Trümmer-
haufen gemacht, in welchem der Sonnentempel am besten erhalten ist.
Bis zum I. 1691 hatte man nur dunkle Sagen von den prachtvollen
Trümmern dieser Stadt, welche zwei reisende Engländer wieder ent-
deckten. Sie liegt in einem einst fruchtbaren Thale, auf einer Oase
der syrischen Wüste, drei Tagereisen vom Euphrat, südöstlich von
Aleppo. Zwischen den zahlreichen Trümmern von Marmorsäulen und
Pfeilern stehen elende Lehmhütten armseliger Araber, die hier etwas
Getraide und Oliven ziehen; Palmen, von denen die Stadt den Na-
men erhielt, giebt es hier nicht mehr. Der Ort hat wieder den ur-
sprünglichen Namen Thadmor angenommen, welcher auch Palmen-
*) Wir besitzen noch von ihm ein kleines, aber wichtiges Schriftchen: Von der
Erhabenheit.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
30
Geschichte des Mittelalters.
genannt, die im tiefen Felsenthale des Gebirges Seir (Th. I. S. 25. 28)
lag; in diesem hausten die Stämme der Amalekiter, Edomiter,
Midianiter, Amoniter, Moabiter, Nabathäer u. a. ; 2) das
wüste Arabien (Arabia deserta), die Hochfläche zwischen Syrien und
dem Euphrat, ein Steppenland mit vielen Oasen und großen Sand-
strecken, aus denen manchmal der Glutwind Samum (d. h. der Giftige,
die Hitze steigt bis 630 R.) weht und alle Vegetation versengt. Die
Bewohner waren Nomaden (daher Arabes scenitae genannt, fetzt Bedui-
nen, d. h. Wüstenbewohner, im Gegensatz zu den Fellahs, d. h. Pflügern),
Krieger und Räuber wie heutzutage; 3) das glückliche Arabien
(Arabia felix), die eigentliche Halbinsel. Dieselbe ist eine Hochfläche mit
terrassenförmigen Abstufungen, Sandwüsten und nackten Felsgebirgen;
zur Zeit des regelmäßigen Regens durchrauschen Wildbäche die Thal-
einschnitte (Waddys), vertrocknen aber schon im Anfänge der regenlosen
Zeit, daher gibt es in Arabien keine Wiesen, sondern nur Steppen mit
Weidekräutern. Die bewässerten Thäler, die sich hauptsächlich im
Süden finden, find reich an Palmen, Gewürzen, Myrrhen und anderen
köstlichen Spezereipflanzen, sowie an Weihrauch. Die Küsten bilden
fast durchgängig einen ebenen, sandigen, heißen und ungesunden Saum,
welchem es an Süßwasser mangelt.
8 84. Die bedeutendsten Stämme waren: im Norden (im heutigen
Nedschid), die Sara eenen (d. h. Morgenländer), später die allge-
meine Benennung der Araber; die Th a müden er und Min ä er
gegen die westliche Küste hin (im heutigen Hedschas); die Homeri-
ten und Sabäer im Südwesten (Jemen, dem eigentlichen glücklichen
Arabien), die Adr a maten und Chatramotiten im Süden (Ha-
dramaut), die Dacharener, Omaniten und Gerrhäer an der
Ostküste (Oman und Lahsa).
K 85. In alter Zeit, als Babylon und die phönikischen Städte
sowie Memphis in Aegypten die Stapelplätze des Welthandels waren,
betheiligte sich auch Arabien, das durch seine Lage zur Vermittlung des
Verkehrs zwischen Ostindien, Babylonien, Ost-Afrika und Syrien geeignet
war. Von Gerrha (Th. I. S. 25) am persischen Meerbusen und
Mara oder Maraba oder Saba, der Hauptstadt der Sabäer, führten
Karawauenwege bis Petra und Aelana, welche Weihrauch, Myrrhen,
Balsam, Aloe, Zimmt, Ladanum, Perlen, Edelsteine rc. und andere
Erzeugnisse Arabiens, Ostindiens und Aethiopiens den Phönikiern und
Aegyptiern brachten, daher den Sabäern ein fabelhafter Reichthum zu-
geschrieben wird. Die Nomaden hatten ungefähr dieselben Sitten und
Lebensweise wie heute noch und waren bei überhandnehmender Volkszahl
den Nachbarländern gefährlich. Araber sollen einmal über Babylon
geherrscht haben und als Hyksos trafen wir sie in Aegypten (Th. I.
S. 4. 13); Alexander der Große beabsichtigte eine Unternehmung
gegen Arabien, wurde aber durch den Tod an der Ausführung gehin-
dert, der Feldzug des A. Gallus unter Augustus mißlang, der unter
Trafan hatte keinen dauernden Erfolg, sowie Arabien auch von den
Parthern und Neupersern fast unberührt blieb.
§ 86. Die Natur des Landes macht eine Eroberung durch Fremde
unmöglich, daher sind die Araber bis auf den heutigen Tag ein unver-
mischtes, in ihrer Weise freies Volk geblieben, das seine Traditionen
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Gerrha Mara Saba Petra Alexander Gallus Augustus
219
zu lebendigen Thieren und Blumen umgewandelt. Von innen
scheinen große Palmen, zu Sänlcnbüscheln vereint, ihre Zweige
und Blätter in den Kreuzgewölben auszubreiten. Draußen steht
der Wald mit den heiligen Wächtern in Nischen und Krystallhöh-
len umher. Alle Formen der Thier- und Pflanzenwelt erschei-
nen hier zum Lobe des Schöpfers neu vereint. Riesenartige,
gleichfalls spitzbogig gestaltete Fenster, geschmückt mit Darstellun-
gen aus der heil. Geschichte in Glasmalerei, in reinen, theils
-glühenden, theils gedämpften Farben, geben ein vertrauliches,
gemüthliches Helldunkel und verbreiten über den ganzen inneren
Raum eine saufte Beleuchtung. — So ging die bildende Kunst
in allen ihren Zweigen von der Kirche als ihrer Mutter aus
und schritt von einer Stufe zur anderen bis zu ihrer höchsten
Vollendung.*)
Unter den bewunderungswürdigen Werken dieser Baukunst
nimmt der Dom zu Köln die erste Stelle ein. Erwarb an-
gelegt im Jahre 1248 unter dem Erzbischöfe Konrad von Hoch-
stetten. Er ist noch unvollendet, keiner seiner Thürme ausge-
bauet, und doch ragt er über alle Gebäude der Welt hervor
*) „Der gothische Dom", ein Gedicht von M. v. Diepenbrok,
bietet hiezu ein anziehendes Bild:
„Ein Wald von Säulen, schlank wie deutsche Eichen,
Strebt himmelan; es wölben sich die Kronen
Zu hohen Hallen; Pflanzen aller Zonen
Umranken rings den Bau, den Wunderrcichen.
Die fromme Thierwelt zieht hinein, zum Zeichen,
Sie diene gern den Heil'gen, die rings thronen.
Indeß, hinausgebannet, die Dämonen
Als Ungethüm' in hartem Dienste keuchen.
Wo sich der dunkle Säulenhain dem Lichte
Erschließet, schaut in glüh'ndem Farbenglanze
Entzückt das Auge himmlische Gesichte.
Sagt: ist's ein Zaubergarten dieses Ganze?
Das Paradies ist's; ward's durch Schuld zu nichte.
So weiß die Andacht, wie sie neu cö pflanze."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Hoch- Konrad
28
Das Hochland von Iran. §. 15.
und dem persischen Meerbusen begrenzt. Es bildet, wie das große
Hochland von Hinterasien, mit dem es im N.o. durch dem Ge-
birgsisthmus des Paropamisus (Hiudu-Khu) zusammenhängt, ein
gegen O. hin sich erweiterndes Trapez und ist, wie jenes, von
Randgebirgen umgeben, welche das Plateau zu einer natürlichen
Festung machen, in der Mitte von drei Tiefländern, in welche nur
wenige beschwerliche Pässe hinabführen.
Die Folge dieser Umschließung mit (theilweise parallelen) Rand-
gebirgen ist, daß im Innern sich nirgends große Flußgebiete bilden
konnten, welche ihre Gewässer dem Meere oder einem der drei benach-
barten Ströme zugesendet hätten; die Mitte desselben ist muldenförmig
ausgehöhlt, weshalb hier die Gewässer von dem innern Abhange der
Randgebirge zusammenlaufen und entweder im Sande versiegen oder
in Steppenseen endigen.
Der Westrand von Iran besteht aus parallelen Bergketten,
zwischen welchen lange und schmale, gut bewässerte Thäler einge-
seukt sind. Diese schönen Thäler und ausgedehnten Bergweiden
bewohnten die Meder und Perser, und zwar jene auf dem
Nordwestraude, diese auf dem Südwestraude, dort lag die medische
Hauptstadt Ekbataua, hier die ältere Residenz der Perserkönige,
Persepolis, wie die älteste Pasargadä. Am Fuße des Süd-
weftraudes lag Susiana mit der Stadt Susa, dem häufigsten
Aufenthaltsorte der persischen Könige (s. §. 18, 2).
Der Südrand, der zum Ocean abfällt, unterscheidet sich
wenig von der Natur Arabiens, er ist namentlich im Osten eine
Sandwüste ohne Quellen und ohne die geringste Vegetation. Hier
wohnten die Karamanen, und östlich von ihnen, in dem ödesten
aller persischen Länder, lebten die wenig zahlreichen Stämme der
Gedrosier, welche, wie die heutigen Beludschen, als Nomaden
mit Kameeleu Raubzüge in benachbarte Länder unternahmen.
Unmittelbar an der baumlosen Meeresküste bis zum Indus hin
wohnten nur wenige Fisch- und Schildkrötenesser, die ihre Wohnungen
aus den Knochen der vom Meere an's Land getriebenen Wallfische bauten.
Auf dem Ostrande, welcher aus dem Jndusthale steil em-
porsteigt, saßen (in Afghanistan) die Arachoten (vom Flusse
Arachotus benannt).
Auf dem, aus den Schneefeldern des Elburz wohlbewässerten,
Nordrande wohnten neben den Medern die Parther und Hyr-
kanier, weiter gegen Osten in dem weniger fruchtbaren Theile
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
§. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. 13
einrichteten und ausbauten, soll zunächst an den wichtigsten
und einflußreichsten derselben gezeigt werden.
Die gesellschaftliche Verbindung, welche man Staat nennt,
wurzelt zutiefst in der allerersten und einfachsten Form des
Zusammenlebens der Menschen, welche man Familie heißt,
deren Haupt der Hausvater ist, welcher sämmtliche Familien-
glieder durch die von seinem Willen ausgehende Hausordnung
und Haussitte zusammenhält und als Versorger und Erzieher
der Seinigen zugleich ihr Regent und häuslicher Priester ist.
In weiterer Entwicklung erwuchs aus der Familie, und zwar
aus den herangewachsenen, neue Familien bildenden Gliedern,
welche beisammenblieben und die im Vaterhaus geübte Lebens-
art fortführten,— ein Geschlecht oder Stamm, an dessen
Spitze der Geschlechts- odep Stammälteste steht.
Diese Volkseinrichtung heißt die patriarchalische, und
findet lange Zeit besonders bei Stämmen statt, die unbeengt
und unbehindert auf größerem Raume, vorzüglich auf Hoch-
ebenen und in Gebirgsthälern, nomadisch leben können. Der-
gleichen Völker mit patriarchalischer Verfassung haben (wie
noch heute die Beduinen in Arabien, die Horden der In-
dianer in Amerika :c.) keine eigentliche Geschichte.
Diese beginnt erst, wenn solche Nomadenstämme, frei-
willig oder gezwungen, auf kleinerem Raume zusammenge-
drängt, vorzüglich in fruchtbaren Niederungen und Fluß-
thälern, sich ansiedeln. Denn von da an erst tritt der Mensch
mit der Natur in thätigen Kampf, um ihr seinen
Unterhalt abzuzwingen, und zugleich mit seinem Nach-
bar in Verein, um mit seiner Hülfe die Hemmnisse der
Natur, z. B. Regen und Kälte (durch schützendes Obdach),
ausgetretene Flüsse (durch Eindämmung), ausgedürrten Boden
(durch Bewässerung) und ähnliche Übel, denen er vorher
bei seinem Wanderleben mehr hatte ausweichen können, leichter
zu besiegen, theils um Beeinträchtigungen anderer, feindlicher
Stämme kräftiger abzuweisen.
Mit der Entstehung einer Niederlassung ergab sich eine
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
242
in ein besonderes Zimmer, welches er im Opernhause hatte, und
ließ Wundarzte herbeiholen. Im Augenblicke dieser hochverratheri-
schen That hatten die Verschwornen, um im Getümmel zu ent-
kommen, einen Feuerlarm erhoben; allein die Wachen hielten alle
Ausgange besetzt und drängten die heranwogende Menge in den
Saal zurück. Dann trat der Polizeilieutenant herein und schrieb
den Namen eines jeden Anwesenden auf. Um vier Uhr war er
hiemit fertig, und die Versammlung wurde entlassen, ohne daß
man den Thater ausgemittelt hatte. Man fand aber im Saale
einen Dolch und zwei Pistolen. Die Waffenschmiede wurden be-
fragt, ob sie dieselben kennten. Einer derselben erklärte, er habe
die Pistolen an den Herrn von Ankerström verkauft. Sogleich
wurde dieser nebst zwanzig seiner Freunde eingezogen. Er gestand
sein Verbrechen ein und erhielt die verdiente Strafe. Drei Tage
hinter einander wurde er an den Pranger gestellt und mit Ruthen
gepeitscht, dann auf einem Karren zum Schaffet geführt und ent-
hauptet. Die übrigen Mitverschwornen wurden für immer des
Landes verwiesen. Ihnen allen folgten die Verwünschungen des
entrüsteten Volkes, welches um seinen König wie um einen Vater
trauerte. Gustav starb schon am zwölften Tage nach erhaltener
Wunde (29. Marz 1792), und sein Sohn, Gustav Iv.,
wurde zum Könige ausgerufen.
59. Der nordamerikanische Freiheitskrieg.
1775 — 1783.
Washington. — Frank litt.
Der nördliche Theil von Amerika ward erst spat von den
Europäern angebaut; denn die ganze Gegend schien ihnen bei ihrer
ersten Landung nur eine große Wildniß zu sein, mehr zum Aufent-
halte der Thiere, als Menschen geeignet. Dichte Urwälder, in
denen wilde Indianer nach den hier zahlreichen Pelzthieren jagten,
Und unermeßliche Sümpfe schreckten die ersten Europäer von diesen
rauben Gegenden zurück, in welchen sie nichts wie an den schönen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustav_Iv. Gustav_Iv. Frank
98 Geographie Griechenlands.
herscht im Sommer zuweilen anhaltende Dürres und in den Kalk- und Kreide-
gebirgen versiegen dann die Bäche und Flüßchen-), aber reichlicher Thau ersetzt
in den Nächten die Feuchtigkeit des Bodens und immer siuden sich nach kurzen
Zwischenräumen trinkbare Quellen. Bei der Bodenbeschaffenheit ist es übrigens
leicht erklärlich, daß sich die verschiedensten Klimaten berührten, daß Wärend ans
den Gipfeln der Schnee und das Eis erst zu schmelzen begannen, an den Ab-
hängen die Blüten ihren Duft verbreiteten und in den Thälern das Getreide be-
reits der Ernte entgegenreifte. Zwar ist der Boden nur an wenigen Stellen
üppig fruchtbar, an vielen steinig und hart, aber das Land brachte doch hinrei-
cheude Früchte zur Ernährung der Bewohner und ersetzte durch die Güte und
Schönheit der Erzeugnisse die geringre Menge. Außer den Getreidefrüchten, be-
sonders Weizen und Gerste, gediehu an vielen Stellen herlich die Feigen- und
Ölbäume und lieferten die Weinstöcke feurigen süßen Rebensaft. Die Lorbeer-
und Myrtenhaine boten in dunklem saftigem Grün Schatten und Duft und auf
kräuterreichen Wiesen und üppig blühenden Gesträuchen sammelten die emsigen
Bienen durch seine Süße berühmten Honig (besonders am Hymettos). Wie die
Klimate, sind auf beschränktem Raum die Pflanzen der Mittlern Zone von den
dem nördlichen Teil eignen bis zu deu der südlichen (der tropischen) ange-
hörenden vereint^). Weder an Wild noch an Hansthieren war Mangel, wenn
auch au Pferden eben kein Überfluß herschte. Und was der Boden an Nahrnngs-
Mitteln nicht bot, ersetzte in Fülle das fischreiche Meer. Sollen wir endlich auch
vom Mineralreich reden, fo finden sich zwar die edlern Metalle in nicht beträcht-
licher Menge, aber die nutzbaren Erze und andre Mineralprodukte fehlten nicht,
und kein Land bot dem bildenden Künstler so herlichen Stoss, wie die zahlreichen
Marmor - und Steinbrüche Griechenlands.
8 42.
Die Landschaften.
I. Nordgriechenland
wird durch deu Piudos in zwei Landschaften geschieden:
1. Epeiros^), die westliche Laudschast, im S. bis an den ambrakischen
Busen reichend, uuges. 200 [Dm. groß. Ganz angefüllt mit rauhen Gebirgs-
ketten und schauerlichen von wilden Gewäßern durchrauschten Thäleru, war es
keiu geeigneter Platz zu einer höhern Entwicklung der geistigen Kultur, •— daher
auch die Bewohner von den Hellenen nie zu ihren Stämmen gerechnet wurden
—, wol aber zum kriegerischen und räuberischen Leben vieler Völkerschaften.
Selbst das nach Süden führende Acheloosthal bot bei seinen zahlreichen Engen
keine Straße dem Völkerverkehr. Die spätre Einteilung sin a) Chaonia, nord-
westl. bis zum Thyamis, an dem die Landschaft Kestrine lag, wo der Sage nach
Helenos der Troer ein neues Jlion gegründet hatte5), d) Thefprotia, die
Küstenlandschaft vom Thyamis bis zum ambrakischen Busen, c) Molossis, die
Binnenlandschaft, in deren nördlichstem Teile Hellopia jenes uralte Heilig-
tum von Dodoua lag], umfaßte nicht mit die zahlreichen einzelnen Stämme,
die in den hohen Gebirgen hausten6).
1) Vgl. die Aea kos sage Paus. Ii 29, 7, außerdem Herod. V 82. — 2) Daher er-
wähnt Herod. mehrmals von Flüßen, das? sie <xelv<xoi seien. — 3) Curtius, Gr. Gesch. I
S. 4. — 4) Der Name deutet den Gegensatz des Festlands gegen die gegen-
nberiiegenden Inseln an. Das 'Ansiqccir] bei Horn. Od. Vii 8 ist schwerlich auf di
Landschaft Epeiros zu denten. — 5) Giseke S. 8. — 6) Strabo 448 nennt die Atin
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
70 Die drei großen asiatischen Reiche.
diesem Fl. und dem Tigris Ahmet1), das Land zwischen dem großen und klei-
nen Zab endlich Chalonitis. Die Gebirge fallen ziemlich schnell in immer
niedrigem Ketten, zwischen und von denen zahlreiche Bäche herniederrauschen, zu
Hügeln ab, die sich längs des Tigris hinziehn. In dem durch die Lage des Lands
temperierten Klima gedeihn auf den Höhn Eichen- und Nnßhaumwälder, au deren
Abhängen Weinreben, Öel- und Dattelbäume, in den Thälern Korn und Sesam.
L. Die südliche Landschaft bis zu dem persischen Golf war El am-), von
der Hauptstadt Sufasusiana benannt. Von ziemlich starken Strömen (Ehoas -
pes und Euläos) bewäßert, hat sie in den Niedrungen reizendes Klima und
üppige Fruchtbarkeit, aber iu den nur auf engen und steilen Päßen zu über-
schreitenden Gebirgen hausten wilde und ränbrische, keinem Herscher dauernden
Gehorsam zollende Stämme (Kossaei ^ Kissioi, Urtoi)3)-
4. A. Die oben bereits erwähnte Landschaft Atro Patent), welche die
Rauhheit und Schrecken der Höhn mit der Lieblichkeit des gemäßigten Klima's
vereinigt, bildet die Verzweigung zwischen dem armenischen und vorderasiatischen
Hochland. Zwischen den dicht am Kaspischen See sich hinziehenden ziemlich be-
deutenden, nur durch die Kaspischen Thore überschreitbaren Gebirgen, in
denen die kriegerischen und wilden Kadusier und Gelen5), weiter nach Osten
die Marder, Hyrkauer und Parther wohnten, einer- und Assyrien und
Snsiana andrerseits lag Medien, dessen Landschaften von hohen, waldbedeckten
Bergen durch viele Thäler in ausgedehnte Ebnen Übergehn"), wo die Flüße
und Bäche sich in Salzlachen und Wüsten verlieren. Von Atropatene nach
Süden folgen die Berglandschaften Choro mitrene und Kambadene,
hinter welchen bis zum Zagros die durch Fruchtbäuine und alle Annehmlichkeiten
herliche^) Bagistan e lag, am südlichsten Parätakene^). Nordwärts breiteten
sich die Ebnen von Nisa aus, durch die Zucht vortrefflicher Pferde im Altertnm
hochberühmt^), im No. schließt sich die äußerste Landschaft Nhagiane an.
B. In der Nandgebirgslandfchaft südlich von Parätakene, östlich von Sn-
siana war die Heimat der Perser (Persis, j. Farfistan) 10). Zwischen den zer-
klüfteten, aber an Wäldern und Trifteu reichen Gebirgsketten liegen zwei aus-
gedehntre fruchtbare zum Ackerbau geeiguete Ebnen (j. Mnrghab und Merdafcht),
von dem Kyros und Arares bewäßert (Kur u. Bendemir). Es finden sich
daher hier die Gegensätze des Rauhen und Lieblichen vereint, die nüchterne Arbeit-
samkeit neben dem heitern Genuß geboteu.
C. Die ucich Osten zu sich auschließeude Landschaft Karamania") ent-
wickelte in den Thälern noch üppige Fruchtbarkeit, fällt aber nach dem Meer zu
iu einen fandigen Küstenstrich ab, im Norden ebenfalls in Wüste übergehend.
Fürchterlich öde und traurig, von der Sonnenglut verbraunt und weder durch
Regeu noch durch Quellen gekühlt ist die dann bis gegen das Jndnsdelta sich
ausdehnende Landschaft Gedrosia, an der Küste von Ichthyophagen, iu dm
Gebirgen von den Sattagyden (Jataghns) bewohnt^).
1) Strabo 1027. Arr. Anab. Iii 7, 7. — 2) Vgl. Nieb. 382 ff. — 3) An-, Anab.
Vii 15, 1. 23, 1. 1118,5. 11,5. 17,1. Vii 10, 5. — 4) Vgl. über das folgende
Strab. 733 ff. — 5) Die von D. (2. Aufl.) Ii 423 Anm. 1. (3. Aufl.) Ii 395 ge-
sammelten stellen der Alten und die mir sonst bekannt gewordnen beweisen nicht,
daß rqlui (setz. Landschaft Ghilan) der eigentliche Name für die Kadnsier gewesen
sei. — 6) Herod. I 110. — 7) ■Q-songsttsatcctriv Divd. Xvii 110. — 8) Die Iiccqii-
rccurjvoi sind nach Herod. I 101 ein medischer Stamm. — 9) Herod. Iii 106. Vii40.
Ix 20. Vgl. auch Polyb. V 44. — 10) Strab. 1013 ff. Ait. Anab. Vi 29, 1. Vii 3, 1.
23, 1. 11t 18, 2. - 11) Strab. 1007. Än\ Anab. Vi 17, 3. 27, 1. 28, 1. —
12) Auch Gadrosia. Herod. 3, 9. Strabo 1004 ff. An. Anab. Vi 22. 23. 24—27.
D- Ii S. 273. 395.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
382 Untergang der alten Welt.
den Bulgaren und den slavischen Stämmen im Süden und Norden der
Donau beizubringen.
Uebrigens blieb Konstantinopel durch das ganze Mittelalter hindurch der Sitz
der Bildung und Gelehrsamkeit. Wahrend das übrige Europa sich langsam aus
dem Dunkel der Unwissenheit, des Aberglaubens und der Barbarei herausarbei-
tete, bewahrten die byzantinischen Schriftsteller noch wissenschaftlichen
Sinn und Kenntniß der menschlichen Dinge. Johannes Grammaticus
aus dem Anfang des siebenten Jahrhunderts, der gelehrte Erklärer des Aristoteles
und Verfaster vieler Schriften aus dem Gebiete der Grammatik und Philosophie,
Johannes von Damascus, der Begründer der systematischen Theologie
aus dem 8. Jahrhundert und der Patriarch Photius (st 891), ein Mann von
umfassenden Kenntnissen, in der kirchlichen Literatur wie in der Alterthumswissen-
schaft, waren weit hinstrahlende Lichter in jener Zeit der literarischen Oede. Aber
Sittlichkeit und Tugend waren dahin. Selbst die kräftigsten Kaiser schändeten
ihren Kriegsruhm durch unmenschliche Grausamkeit, und Luxus und Sinnenge-
nuß galten für die Würze des Lebens. — Die unter Vasilios und seinen Nach-
folgern veranstaltete Gesetzessammlung, Basiliken genannt, ging zunächst aus
einer Uebersetzung, Verkürzung und Umgestaltung des Justinianeischen Rechts-
buchs (§. 250.) hervor, wurde aber in der Folge erweitert und dient als wichti-
ges Hülfsmittel für die Kritik und Auslegung des Corpus juris. Das Gesetzbuch
der Basiliken erfuhr verschiedene Revisionen und reicht in seiner jetzigen Gestalt
nicht über die Zeit des Constantin Porphyrogennetos (c. 950) hinaus.
Iv. Die Araber unter dem Einfluß des Islam.
§. 257. Das Innere der Halbinsel Arabien ist eine weite von Bedui-
nenhorden (Nomaden) durchstreifte Sandwüste, wo kein Schattengegen
den glühenden Brand der Sonne Schutz gewahrt, wo selten um eine Quelle oder
einen bald im Sande versiegenden Bach ein grasreicher, mit Palmenhainen be-
wachsener Rastplatz (Oase) die Einförmigkeit der endlosen Ebene unterbricht, wo
nur das Kameel, das Hunger, Durst und Schlaflosigkeit ertragen kann, und
von dem Alles, Fleisch, Haare, Milch, selbst der Mist brauchbar ist, die Ver-
bindung zu unterhalten vermag. Auf ihm und aus dem edeln, flüchtigen Pferde
beruht der Reichthum der Wüstenbewohner (Beduinen, auch Sarazenen
genannt). Der südwestliche von fruchtbaren Thalern durchzogene Küstenstrich
(Jemen) heißt wegen seiner Fruchtbarkeit das glückliche Arabien. Hier gedei-
hen in der tropischen Atmosphäre, welche durch die Höhe des Gebirges und durch
die Winde, die über den Ocean heranwehen, abgekühlt wird, kostbare und edle
Früchte. Hier ist das Land des Weihrauchs, des Zuckerrohrs, der Kaffeestaude
(Mokka), der Granatapfel, der Feigen und Dattelpalmen, der Weizen- und
Durrafelder, und ein edles, bildungsfähiges Volk lebt hier in stolzer Unabhängig-
keit. Nicht sehr weit von der Küste des rothen Meers liegen in der Provinz Hed-
jas die Prophetenstadte Mekka und Medina. Nur das nördliche, von kahlen
Granitfelsen durchschnittene petraische Arabien, mit der alten Hauptstadt
Petra (hebr. Sela), war von den Römern betreten worden. — Die Bewohner
des glücklichen Arabiens waren durch den ausgebreiteten Karavanen- und
Seehandel, den sie schon in den ältesten Zeiten trieben, reich und dem Luxus und
Wohlleben ergeben, indeß die Nomaden der Wüste unter ihren erblichen Stamm-
und Familienhauptern (Emirs, Scheikhs) ein einfaches, mäßiges Leben führten.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Johannes_Grammaticus Johannes_von_Damascus Constantin Porphyrogennetos Petra
Extrahierte Ortsnamen: Donau Europa Mekka Medina Arabiens
33
Morgenländische Völker.
Nußbaumwäldern beschattet; in den Thälern gedeihen Wein, Feigen, Oliven, Granatapfel
und Korn. — 4) Mesopotamien, fruchtbare Ebene mit weidereichen Tristen, Städte
a) im westlichen Distrikt Osrhoöne: Edessa, Bathna (Markt für indische Maaren),
Carrä (Niederlage des Crassus durch dieparther a. 53), Nicephorium, Circesium
u. a. r-) im östlichen Distrikt Mygdonia: Nistbis, volkreiche Haupt- und Handelsstadt;
D ara, starke Festung, Singara, H a tr ä u. a. „Nachdem die beiden Flüsse die Berg-
ketten Armeniens, welchen sie entströmen, durchbrochen haben, geht ihr Lauf durch ein
ziemlich hoch liegendes Steppenland, dessen Einförmigkeit durch Felskämme, Hügelreihen,
Seen und fruchtbare Strecken unterbrochen wird, während die Ufer der Flüsse mit Wal-
dungen von Platanen und Cyprcssen besetzt und von Wiesen eingeschlossen sind. Mit der
Abflachung des Bodens werden diese fruchtbaren Niederungen an den Flüssen breiter, aber
das Land zwischen den Strömen wird desto öder und baumloser, und duldet nur Wander-
hirten und Hcerden von wilden Eseln, Straußen und Trappen als seine Bewohner." Wie
Aegypten erhalten auch diese regenlosen Länder ihre befruchtende Bewässerung durch die
jährliche Ueberschwemmung der beiden Ströme, die jedoch nicht so regelmäßig verläuft wie
die des Nil. „Oft wirst der Tigris statt befruchtender Wasser verheerende Fluthen über die
Ebene und verwandelt dieselbe bis zu dem sumpfigen Delta an seiner Mündung in einen
breiten wogenden See."
Vii. Syrien, Phönizien, Palästina. I) Syrien, ostwärts vom Euphrat, ist im
Norden gebirgig mit fruchtbaren Thälern, im Süden heiß und trocken; im Ganzen gut
angebaut und von volkreichen Städten bedeckt, reich an herrlichen Südfrüchten; Haupt-
fluß ist der vom Lib an o n herabfließcnde Orontes. Es zerfiel in das nördlichesy-
rien und in das hohle Syrien (C öl es yrien) eine eigenthümliche Felsenspalte zwi-
schen Libanon und Antilibanon. Unter den Städten sind zu bemerken: Samosata am
Euphrat (Geburtsort Lucians); Hicropolis mit einem prachtvollen Tempel; dasauf
einem von drei Seiten unzugänglichen Felsen erbaute feste Seleucia; Thapsacus,
alte Handelsstadt am Euphrat. Palmyra (Thad m or) aus einer palmenreichen Oase in
der syrischen Sandwüste; das von herrlichen Tristen für Pferde und Elephanten umgebene
Ap amea am Orontes, gleich L a o d i c ea und den meisten Städten von den Seleuciden
gegründet; Emesa mit seinem berühmten Sonnentempel (Schlacht 273 n. Ehr.). An-
tiochia, von Scleucus Nicator in einer reizenden Gegend am südlichen User des Orontes
angelegt, 2'/- Meilen im Umfang. Daphne, ein von Cyprcssen- und Lorbecrhainen um-
gebener üppiger und sittenloser Lustort der syrischen Könige. In Cölesyrien lagen: Da-
mascus, uralte Hauptstadt in einer reizenden Gegend (schon zur Zeit der Römer durch
Waffcnfabriken berühmt), Heliopolis (Baalbek), Sitz dessonnencultus mit einem von
Anton. Pius erbauten herrlichen Tempel. — 2) Phönizier» (Palmenland). Südwestlich
von Syrien bis zum steilen Berge Karmel lag das Küstenland Phönizien am cederreichen
Libanon, mit welchem weiter ostwärts der Antilibanon (mit dem höchsten Berge Her-
men) parallel läuft. „Auf diesen Höhen wird die Lust reiner und kühler, Terrassen von
Feigen- und Maulbeerbäumen wechseln mit Weinpflanzungen , auf dem breiten Rücken der
höheren Bergzüge erhebt sich der Wald der Cedcrn und noch vor dem höchsten Felscnkamm
liegen grüne Abhange, auf denen zahlreiche Heerden schwarzer Ziegen weiden, beunruhigt
von Schakals, Bären und Löwen, welche in den öden Schluchten hausen." Unter den
selbständigen, rcpublicanisch regierten und in einem Städtebund vereinigten phönizischen
Städten sind die bedeutendsten Arädus, Tripolis, Byblus, Berytus, das betrieb-
same Sidon, das mächtige Tyrus, A c c a oder P t o l e m a i s u. a. Neben den industriö-
sen Phöniziern hausten in dem Libanon einige kriegerische Räuberstämme, die Jturäer,
Sicarier (Dolchmänncr), die Borfahren der in den Kreuzzügcn so gefürchteten Assas-
sinen, u. a. — 3) Palästina, südwärts von Syrien und Phönizien, ein gebirgiges aber
fruchtbares, an Schluchten und Höhlen reiches Land, durchströmt vom Jordan und
Weber, Geschichte. b.aufl. 3
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]